Onkologie

Krebs-/Tumorerkrankungen, inkl. Chemo- und andere Tumortherapien

Was bedeutet Onkologie?

Das Teilgebiet Onkologie der Inneren Medizin ist gewissermaßen die Schwester der Hämatologie und beschäftigt sich mit den bösartigen Erkrankungen der sogenannten soliden Organe, also umgangssprachliche dem „Krebs“. Die Onkologie hat in den vergangenen Jahrzehnten in allen medizinischen Disziplinen massiv an Bedeutung gewonnen, da einerseits die Häufigkeit onkologischer Erkrankungen zunimmt, andererseits durch zunehmend bessere Diagnostik- und Therapiemethoden auch das Wissen und die ärztlichen Möglichkeiten ständig wachsen.

 

Auch wenn es falsch ist, „Krebs“ nur als eine Erkrankung des Alters zu betrachten, ist doch die zunehmende Alterung der Bevölkerung einer der wesentlichen Gründe für die zunehmende Krebshäufigkeit. Generell geht man heute davon aus, dass mit allen zur Verfügung stehenden Maßnahmen ca. die Hälfte aller Krebserkrankungen geheilt werden kann, der „war on cancer“ geht aber unverändert weiter.

 

Unsere Disziplin, international als „medical oncology“ bezeichnet, versteht sich als zentrale Schnittstelle und Lotse im Gesamtspektrum onkologischer Erkrankungen. Unsere Aufgabe geht also weit über die alleinige Diagnostik und Therapie bösartiger Erkrankungen einzelner Organe hinaus. Ein wesentliches Merkmal fortgeschrittener Krebserkrankungen ist ja die Streuung und der Befall anderer Organsysteme - der fortgeschrittene Lungenkrebs ist sich eben nicht mehr eine alleinige Lungenkrankheit. Deshalb sprechen wir z.B. von „Systemtherapie“, die nicht auf ein einzelnes Organsystem zielt.

 

Und alles Handeln in der Onkologie ist grundsätzlich interdisziplinär ausgerichtet, also immer in enger Zusammenarbeit und Absprache mit Kollegen anderer Disziplinen, um gemeinsam für jeden einzelnen Erkrankten den besten Diagnose- und Therapieweg aus den zur Verfügung stehenden ganz unterschiedlichen Maßnahmen auszuwählen.

 

Wesentlicher Bestandteil der internistischen Onkologie ist also auch, den Patientin federführend durch das komplexe Gesundheitssystem zu führen und zu begleiten, ganz wesentlich auch auf Therapie- Nebenwirkungen und deren Behandlung zu achten, gegebenenfalls eine psychoonkologische Mit- und Weiterbetreuung zu veranlassen, auch Sinn und Zielrichtung einzelner Maßnahmen zu hinterfragen und gegebenenfalls auch palliativmedizinische Maßnahmen entweder selbst durchzuführen oder einzuleiten und mit zu gestalten.

 

Erfreulicherweise dürfen wir auch viele Patienten betreuen, deren Erkrankung einen Stillstand zeigt oder die asymptomatisch sind, dennoch aber der Überwachung, zum Teil unter sogenannter Erhaltungstherapie, bedürfen. Und auch die Patienten, die von ihrer Krebserkrankung geheilt sind, unterliegen mitunter noch einem Rückfallrisiko oder leiden an Folge- und Spätschäden der Erkrankung oder deren Behandlung, bedürfen also einer stadien- und krankheitsadaptierten Nachsorgestrategie.

Untersuchungsmethoden

Am Anfang steht das Beschwerdebild des Patienten, manchmal fassbare Veränderungen bei der körperlichen Untersuchung, mitunter eine zufällig gefundene Auffälligkeit (z.B. Knochenmarksveränderung im Rahmen einer radiologisch-orthopädischen Diagnostik).

 

Es gibt also prinzipiell auch keine spezifisch onkologische Untersuchungsmethode. Fast immer benötigen wir eine Bild- Darstellung, also eine radiologische Untersuchung; Basisuntersuchungen sind Ultraschall, Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRI), zusätzliche Untersuchungsmethoden sind z.B. nuklearmedizinisch inklusive PET-CT (Positronen-Emissions-Tomographie).

 

Und praktisch immer ist eine exakte Diagnosestellung nur durch eine Gewebe-Untersuchung, also Gewebeentnahme (Biopsie) möglich. Diese berücksichtigt die Röntgenbefunde und erfolgt entweder durch den Chirurgen oder die entsprechenden Organspezialisten oder auch durch direkte Punktion eines betroffenen Organs. Die daran anschließende feingewebliche Gewebe-Untersuchung kann, wenn (z.B. immunologische) Spezialmethoden erforderlich werden, Tage bis mehrere Wochen beanspruchen.

 

Wie bei den Bluterkrankungen ist auch bei den Organtumoren die Bestimmung von Gen- Veränderungen oft zwingend erforderlich, weil sich daraus völlig unterschiedliche Therapiekonzepte ergeben können. Erst aus dem Gesamtbild von Beschwerden, speziellen Patientencharakteristika, Labor-, Röntgen- und Biopsiebefunden ergibt sich letztlich eine sichere Diagnose, von der die gewählte Therapiestrategie abhängt.

 

Ganz wesentlich im Verlauf onkologischer Erkrankungen sind auch die regelmäßigen Zwischen- Untersuchungen unter laufender Therapie oder im Rahmen einer Verlaufsbeobachtung, um Rückschlüsse auf Veränderungen des Tumors, Therapie-Auswirkungen, insbesondere Nebenwirkungen und Therapie-Effektivität, zu gewinnen. Auch diese Untersuchungen stützen sich in erster Linie auf Patientenangaben, radiologische und Labordaten.

 

Therapiemaßnahmen

So interdisziplinär wie der Ansatz der Onkologie begründet ist, sind es auch die Therapiemaßnahmen, deren 3 Hauptsäulen die medikamentöse Therapie, die strahlentherapeutischen und die chirurgischen Maßnahmen darstellen, sei es als Einzelmaßnahmen, sei es in unterschiedlicher Abfolge im Krankheitsverlauf, sei es auch kombiniert.

 

Prinzipiell unterschieden wird zwischen Maßnahmen, die nach erfolgter Erstbehandlung und Krankheitsfreiheit einen Rückfall verhindern sollen (sog. adjuvante Therapie) und Maßnahmen, die ein etabliertes Tumorleiden behandeln sollen mit dem Ziel der Heilung, einer Tumorrückbildung, eines Krankheitsstillstandes oder einer Linderung von Symptomen (sogenannte palliative Therapie).

 

Wir internistischen Onkologen sind im Gesamt-Behandlungskonzept verantwortlich für alle medikamentösen Therapiemaßnahmen. Trotz aller Fortschritte unseres Gebietes ist die „konventionelle“ Chemotherapie nach wie vor ein Hauptbestandteil unserer Tätigkeit. Letztlich wird durch eine Behandlung mit Zellgiften ein Abtöten der Tumorzellen angestrebt; die in aller Regel weniger widerstandsfähigen Tumorzellen weisen eine höhere Empfindlichkeit und weniger Regenerations- und Ausweich- Möglichkeiten gegenüber den Chemotherapeutika auf als gesunde Zellen, sodass die Therapieeffekte auf dieser unterschiedlichen Empfindlichkeit beruhen.

 

Da viele Tumore von hormonempfindlichen Geweben abstammen (z.B. Brustkrebs), gibt es eine Vielzahl von hormonellen bzw. antihormonellen medikamentösen Therapien dieser Erkrankungen.

 

Zunehmend kommen aber sogenannte zielgerichtete Therapien (siehe auch Abschnitt Hämatologie) allein oder auch in Kombination zur Anwendung, die ganz spezifisch veränderte Zelleigenschaften oder Stoffwechselwege angreifen und dadurch Wachstum und Ausbreitung von Tumorzellen verhindern. Hierbei kann es sich um chemische Stoffe, Eiweißmoleküle oder spezielle Antikörper(-Konstrukte) handeln.

 

Und von immer größere Bedeutung sind Immuntherapien, die letztlich Tumoren wieder für das körpereigene Immunsystem sichtbar machen, sodass das Immunsystem die Tumorzellen im Idealfall ausschalten kann. Das Spektrum diese Immuntherapien ist in rasanter Entwicklung begriffen und reicht von Eiweißen/Antikörpern bis hin zu speziellen Abwehr Zell-Konstrukten.

 

Andere Therapieoptionen, immer in Kooperation mit den entsprechenden Spezialisten, sind chirurgische Maßnahmen, die vielfältigen strahlentherapeutischen Möglichkeiten (einschließlich der Behandlung mit radioaktiven Medikamenten), und gezielte Organeingriffe z.B. über Katheter, die über die Blutgefäße in das Organ vorgeschoben werden oder durch direkte Punktion eines Organs, z.B. einer Lebermetastase.

 

Einen breiten Raum in der internistischen Tumorbehandlung nehmen auch sogenannte supportive Maßnahmen ein, die Symptome der Tumorerkrankung oder Nebenwirkungen der eigentlichen Tumortherapie verhindern oder zumindest abmildern sollen, die Blutzellerholung beschleunigen oder z.B. Knochen-Komplikationen vorbeugen sollen.

 

Der praktische Ablauf onkologischer Behandlungen gestaltet sich in der Regel so, dass ein Patient entweder regelmäßig Medikamente einnimmt oder, häufiger, regelmäßig (sei es wöchentlich, sei es in mehrwöchigen Abständen) zur Infusionsbehandlung die Praxis aufsucht, hier an einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Tagen seine Therapie erhält und von hier auch die regelmäßigen Kontroll- und Zwischenuntersuchungen zur Überprüfung des Therapieeffektes und möglicher Therapie Nebenwirkungen veranlasst werden.

 



Terminvereinbarung und Therapieabläufe